Space Cat Energy Drink
© Björn Höller

Space Cat Energy Drink

Der Space Cat Energy Drink von Take-Off überzeugt. Auf der Dose ist eine erschrocken dreinschauende Katze im Weltraumanzug zu sehen. Mit weit aufgerissenen Augen bestaunt sie die Weiten des Alls. Man fühlt sich an Kultfilme wie »2001: A Space Odyssey« erinnert. Dann noch der völlig überzogene Spruch: »She comes from Planet Meoow to save the Universe«.

Das Zischen beim Öffnen der eisgekühlten 500ml-Dose ist das Startsignal für eine herannahende Erfahrung. »Mission Control, gleich ist es soweit! Bereit abzuheben«! Werde ich andere Sphären betreten und wie die abgebildete Katze staunend vor dem Unbekannten in Ehrfurcht erstarren? Wie wird er sein, dieser erste anregende Schluck eines neuen Energy Drinks?

2001: A Space Odyssey
© Warner Bros (Universal Pictures)

Die Süße erschlägt mich beinahe. Was hier zunächst aufgrund des Designs galaktische Höhenflüge verspricht, scheint sich in sein Gegenteil zu verkehren. Die 10g Zucker auf 100ml fühlen sich wie 20g an. »Mission Control, es gibt Startschwierigkeiten«! Die klebrige Süße lähmt. Zu schwer liegt das Getränk – was sich eher wie ein geschmolzenes Bonbon anfühlt – im Mund. Aber Moment! Was ist das?

Eine Eiseskälte macht sich urplötzlich breit und löst die herabdrückende Süße in schwereloses Wohlgefallen auf. Zwischen dem klebrigen Zucker und der Tiefkühlkälte der kurz vor dem Vereisen stehenden Flüssigkeit entsteht eine bemerkenswerte Balance. Mein anfängliches Schweregeühl verwandelt sich in Euphorie. Ich bin jetzt bereit! Bereit, die unerhörte Süße in mich aufzunehmen. Bereit, auch die folgenden Schlucke ganz unvoreingenommen zu empfangen. Bereit, abzuheben!

Wenn ich mir viel Mühe mache, erahne ich den Geschmack von Beeren und Marshmallows. Das sagt mir zumindest die Dose. Aber das ist vermutlich nur der klägliche Versuch eine unsagbare galaktische Erfahrung in dürftige Begriffe zu hüllen. Vielmehr beschäftigt mich noch der Tango, den Süße und Kälte in mir tanzen.

Vanillenoten? Sicher bin ich mir nicht. Aber das ist egal. Das scheint jetzt nicht mehr wichtig. Das scheint jetzt zweitrangig, wie so Vieles in Anbetracht der fernen Galaxien, in die mich Koffein und Taurin entführen. Von hier aus verblasst auch die Erinnerung an den Tango zwischen Kälte und Süße. Der war wohl nur die harmlose Initialzündung für eine Erfahrung ganz anderer Art: die Erfahrung von gesteigerter Wachheit. Die Augen sind jetzt weit offen, der Organismus aktiviert, aber die Gedanken verflüchtigen sich in einer unstrukturierten Mannigfaltigkeit. Noch ein Schluck mehr und es setzt Ruhe ein. Von hier aus beginne ich – noch ganz vorsichtig, tastend – die Wahrheit zu akzeptieren; jene Wahrheit, die ich vor meiner Erfahrung, vor meinem Konsum, noch als »überzogenen Spruch« abgetan habe. Aber jetzt bin ich geflogen. Jetzt habe ich gesehen. Voller Demut erkenne ich: »She comes from Planet Meoow to save the Universe«!