Der Zeitgeist will es so. Die Zeichen deuten alle darauf hin. Wir haben keine Wahl. Wir müssen in die Offensive gehen. Wir müssen – und ich vermeide den Imperativ sonst bis zum Äußersten – ein Attacke starten. Eine noch nie dagewesene Offensive der Herzen. Eine überbordende Ausschüttung der bedeutendsten aller menschlichen Fähigkeiten.
Liebesbriefe schreiben wie in der Schule. Mit Glitzer und Parfum. Die Love Interest zurück in die Filme! Und dann bitte alle zum »Interest« machen. Einen Liebesfilm-Marathon veranstalten. Titanic direkt zweimal gucken. Darin ist sowieso alles enthalten.
Und drängt sich die Stimme der Vernunft ungefragt in den Vordergrund mit ihrem »Ja schon, aber«, dann ab mit dem »Ja schon, aber« ins Klo runter. Und weitermachen. Die Liebe ist schlagend. Sowieso. Und immer.
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Kleine Definition der Liebe (hier versteht ja jeder schnell was anderes): Die aktive Sorge darum, dass es jemandem oder etwas gut geht. Alles andere ist nachgeschaltet.
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Gerne in der Poesie der Liebe bis zu den Sternen greifen. Aber in der Realität der Liebe erst fragen, ob jemand die Sterne braucht. Ansonsten einfach am Himmel lassen.
Ein bisschen wahnsinnig sein in der Liebe. Wir brauchen eh wieder mehr Wahnsinnige, die sich für das wahnsinnig Gute einsetzen.
Und dann nicht verwirren lassen. Sorgende Liebe heißt nicht Selbstaufgabe. Sondern auch Sorge um sich selbst. Jeder gibt eben so viel, wie er kann.
Wieder zurück zur Oberfläche. So oberflächlich werden, dass der Abgrund zur Fläche wird. So tiefsinnig werden, dass sich der Tiefsinn als Irrsinn selbst aufhebt. Aber schon mal reingehen in den Abgrund. Im dunkelsten Dunkel entzündet sich immer ein Licht.
Ist das nicht illusorisch? Irgendwie zu optimistisch, entrückt und idealistisch? Ja, auf jeden Fall! Liebe ist die Ultra-Illusion. Sie ist die Notwendigkeit, ein Zündstein für die Realität.
Oh und anschnallen nicht vergessen. Bereitmachen zur Veränderung. Wer in die Wogen der Liebe springt, wird ordentlich durchgewaschen. Macht nichts. Wieder um eine Welt reicher geworden.
Aber bitte nicht mit Kolonialismus verwechseln. Liebe will nichts verändern, aufklären oder heilen. Das ist Arroganz. Hier habe ich mich auch schon oft verhoben. Das Ergebnis der Liebe ist vielleicht Veränderung, Aufklärung und Heilung. Es ist nicht ihr Zweck. Die Uroma weiß das.
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Es gibt keinen Grund, Liebe einzuhegen. Nur die Ausrede der Angst sucht Zäune für eine Kraft, die in sich schon ihr Maß und ihre Begrenzung kennt. Die Maß und Begrenzung ihrer selbst Willen ist. Und zwar aus Liebe, in Liebe, mit Liebe.
Und dann Tanzen. Umso peinlicher, umso besser. Tanzen ist Liebe. Komplett oberflächlich. Reiner Selbstzweck. Auch Liebe ist Selbstzweck.
Die Liebe muss nur – wie der Blitz – schneller sein als der Zweifel. Sie muss die Kritik überholen. Schneller, weiter, ursprünglicher ist sie an sich schon. Sie braucht nur einen kleine Schubs. Sie muss heraustreten, bevor die Angst hereintritt. Sie ist verborgen in den Fugen, im Dazwischen. Denn sie hält alles zusammen. Alles.
Bitte nicht darauf warten wie auf ein Gefühl, das kommt und geht. Liebe bleibt. Sie ist und war schon immer das ewig Anwesende. Auch Gefühle sind nachgeschaltet. Gefühle nähren sich von der Liebe, die viel tiefer liegt, und plustern sich um sie herum auf.
Liebe ist eine Entscheidung. In ihrer freiheitlichsten Form. Also: Nur Mut! ♥