Superbon Chilli Chips
© Björn Höller

Chilli-Chips Superbon

Die Chilli-Chips von Superbon: Sie sind »nur gesalzen und enthalten keine weiteren Zusatz- und Farbstoffe«. Sie schmecken außerdem »intensiv nach Kartoffeln«. So viel oder so wenig verrät die Verpackung. Bescheiden, trotz des expressiven Designs. Die Farbgebung verspielt, die Formen comichaft. Ich erwarte knackige halbdicke Chips, deren Würzung gerade aufgrund ihres zurückhaltenden Charakters in den Nuancen überrascht.

Wie sich das als austauschbare Actionfilm beworbene Meisterwerk »Drive« im Nachhinein als subtile Reflektion über Liebe, Fürsorge und eine unüberwindbare Gewaltspirale entpuppt und die Beklemmung im Schweigen seines Protagonisten fühlbar macht, erhoffe ich mir bei der noch ungeöffneten Packung eine das augenschreiende Design übersteigende Erfahrung, die auf Reife und einer stillen Selbstsicherheit im Geschmack schließen lässt.

Ich öffne die stark raschelnde Verpackung und mir schlägt ein rauer Geruch von Paprika und billigem Öl entgegen. Die Größe der Chips ist perfekt und die Größenvariation gut verteilt. Auch die Dicke erfüllt meine Erwartungen. Keine hauchdünnen Scheiben, aber auch keine halben Kartoffeln werden mir serviert, sondern wohlgeformte, genau richtig dicke Scheiben. Auch das Gewürz ist gut verteilt und haftet an, wie es soll. Aber wie schmecken sie nun, diese mit einer explodierenden Chilli und dem laut untertitelten »BAM!« werbenden Chips?

Meine Zunge legt sich auf die äußerst knusprigen Chips und tastet das Gewürz ab, währenddessen ich kauend die in meinem Mund zerbrechenden und zerfallenden Kartoffelspalten genieße. Laut hallt das Knuspern in meinem Kopf wider und füllt den Raum meiner sinnlichen Erfahrung. Wobei sich zugleich die Gewürzkomposition zu Wort meldet: stark, aber nicht erschlagend; dynamisch, aber nicht chaotisch; ausreichend Platz gewährend für den zugrunde liegenden Geschmack der Kartoffel, aber auch nicht langweilig. Nicht schlecht fürs Erste!

Ich merke schon jetzt, dass ich es mit einer durchdachten und gut abgestimmten Harmonie von sich widerstreitenden Kräften zutun habe. Was ist das Kernproblem von Kartoffeln, die zu Chips werden wollen? Es ist, den erdigen Naturgeschmack der Knolle zu bewahren und dennoch mit prägnanten Gewürzen eine Aussage zu treffen. Aus der Natur der Erde in die Kultur des Konsumenten zu überführen.

Die aus der Nähe Madrids stammenden Chilli-Chips von Superbon erinnern an die schwere Aufgabe, die eine geschmacklich gelungene Kartoffelspalte in raschelnder Verpackung schließlich zu erfüllen hat. Aber auch sie lösen das Problem nicht! Ja, sie wecken Interesse. Und ja, sie sind auch ein weiterer wichtiger Beitrag auf der Suche nach dem ausgewogenen Verhältnis von Natur und Kultur. Ich schmecke auch die Bemühungen, aber letztlich bleibt in mir das unerfüllte Bedürfnis nach einer kathartischen Versöhnung.