Booster Energy Drink
© Björn Höller

Booster Energy Drink

Der Booster Energy-Drink besticht durch sein billig anmutendes Gewandt, sein kaum vorhandenes Marketing und ganz allgemein durch seine Innovativlosigkeit. Er ist erfrischenderweise das Gegenteil einer geschmacklichen Offenbarung. Man weiß, worauf man sich einlässt. Die Eigenmarke von Edeka positioniert sich als kostengünstige Alternative in der Regalabteilung mit den süßen Koffein- und Taurinbomben.

Das Design ist scheußlich, aber laut! Gerade so richtig, um den Pfennigfuchser im Geiste anzusprechen: »Wow, der sieht billig aus! Und hinter dem Blechgehäuse ist ja sowieso die gleiche Plürre.« Aber ist das so? Was haben die Geschmacksprofis, die Connaisseure unter den Entscheidern des Edeka-Verbunds hier durchgewunken?

Ich höre das gleiche Zischen wie bei jeder Dose, der gleiche raumeinnehmende Geruch steigt mir in die Nase und die gleiche mit einer angenehmen Menge an Kohlensäure versehene Flüssigkeit fließt meinen Hals runter. Nichts erstaunt mich. Nichts bricht mit meiner Erwartung. Aber ich bin nicht gelangweilt. Ich fühle mich einfach nur sicher. Ich habe einen billigen uninspirierten Energy-Drink gekauft und genau so nehme ich ihn jetzt mit allen meinen Sinnen wahr: Meine Augen sehen gewollt schlechtes Design. Meine Nase riecht den strengvertrauten Standartgeruch eines klebrigen Wachmachers, wie sie ihn bereits kennt. Mein Ohr hört das Dosenzischen, die gemächlichen Schluckgeräusche und das kaum wahrnehmbare Geräusch beim Aufsteigen der Kohlensäure: den Fizz.

Der Booster Energy-Drink ist eine Ode an die Normalität, ein Orchester des Durchschnittlichen. Nichts daran ist besonders. Er ist sogar so nichtssagend, dass er genau so gut auch nicht existieren könnte. Aber er existiert! Ist das nicht ein beruhigender Gedanke? Warum existiert überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?

Der Booster-Energy Drink gibt eine Antwort: Einfach so. Es gibt keinen Grund. Außer vielleicht, damit der Edeka-Verbund innerhalb eines kapitalistischen Systems bestehen, ja sogar Profit machen kann. Aber das ist bei genauerer Betrachtung noch grundloser als grundlos. Hier komme ich wirklich an den Boden der Sinnlosigkeit und zugleich auch an den Boden meiner geöffneten Dose. Denn der letzte Schluck ist getrunken. Und auch jetzt ist nichts weiter passiert. Aber ich genieße noch für einen Moment die unaufgeregte Beständigkeit der bedeutungslosen Wiederholung, bevor ich mich wieder in die Ereignisse des Alltags zurückwerfe.