Es ist eine Binsenweisheit, dass, wer wirklich reif und weise werden will, einmal die unbetretenen Pfade gegangen sein muss. Das heißt, sich aus dem Bereich des Erwartbaren zu entfernen, sich im unwegsamen Dschungel zu verlieren, um daraus zurückzukehren: als ein Neuer!
Bildungsromane, Coming-of-Age-Filme, Mythen und Alltagserzählungen legen einen solchen Entwicklungsgang nahe. Reise und konfrontiere dich mit Kulturen, die deine gewohnte Wahrnehmung herausfordern! Sei wenigstens ein einziges Mal so richtig auf dich selbst zurückgeworfen. Ohne Halt! Verliere dich, um dich zu finden! Dann, wenn du zurückgekehrt bist, kannst du sesshaft werden.
Dabei ist die Erzählung selbst so schablonenhaft wie eine Schablone nur sein kann. Sie ist der immer gleiche Weg von Begehren und Befriedigung, stetig sich wiederholend. Schmacht nach der nächsten Zigarette, kurze Erfüllung von Lunge und Seele. Urlaub planen, Urlaub machen und zurückkehren ins traute Heim. Trampolin springen. Ausziehen, Vorspiel, Orgasmus. Ein bisschen Angst, ein bisschen sich Fallen lassen, La Petite mort. Immer dahin gehen, wo es kribbelt, einen gruseligen Horrorfilm schauen, dann aber wieder zurückkehren zum warmen Körnerkissen und der Schokolade. Sich Faszinieren für Serienkiller, vertrauensvoll im Arm des Liebhabers. Frustration und Erfüllung. Ausatmen, einatmen. Ausatmen, einatmen.
Ein Lebensziel, ein Ziel für die nächsten dreitausend Jahre oder eine Zigarette (an-)stecken? Die Liebesnacht noch etwas ausdehnen, Kerzen anzünden, tiefe Gespräche führen, im nie enden wollenden Urlaub zeitvergessen am Strand verweilen und so richtig ausatmen. Ausaaaaatmen …
Eine Zigarette wird dann und wann zur Reise. Eine Reise wird gedankenverloren weggepafft. Wie die nächste Zigarette. Es gibt eine Perspektive, wo es keinen Unterschied macht, ob du die billige Romy-Kokosnuss-Schokolade aus dem Aldi wählst oder eine Investition tätigst, um dir in vielen Jahren das Eigenheim leisten zu können.